Gewohnheiten haben die Tendenz, sich zu festigen. Da dies für das Gehirn ökonomisch ist, bilden sich sehr viele im Menschen und gestalten ihn. Ihr Nachteil ist, dass man Neues eventuell nicht mehr oder nicht so schnell aufnimmt; die Lernfähigkeit nimmt ab, je stärker sie sich festsetzen und agieren.
So kann man Gewohnheiten auch als Hemmschuhe ansehen.
Gewohnheiten sind natürlich Ziel bzw. Mittelpunkte. Je stärker sie werden, umso mehr Macht häufen sie an und mindern andere Mittelpunkte (nach den Gesetzen der Mittelpunkt- Mechanik) im Wert bzw. löschen sie ganz. Dies ist so lange positiv, wie sie andere wichtige Mittelpunkte nicht negativ beeinflussen, bzw. nicht so stark einschränken, dass diese kaum noch wahrgenommen werden. Deshalb ist es wichtig, wenn man merkt, dass Ziele, die gesund sind, einem aber nicht mehr zu Verfügung stehen oder eingeschränkt sind, wieder zu wecken bzw. zu modifizieren – was in der Regel nicht einfach ist.
Alles hat ein gewisses Beharrungsvermögen, speziell die Gewohnheiten. Deshalb ist es in der Regel schwer, sie zu ändern. Auch, weil es Ziele sind. Und wenn man Ziele nicht erreicht hat, dann kann dies zu negativen Gefühlen führen.
Denn alle Neuronennetze, die ja durch Ziele entstanden sind, und diese repräsentieren, sind mit entsprechenden Gefühlen verbunden.
Je stärker ein Ziel ist, umso mächtiger werden die Gefühle, die versuchen, den Menschen dahin zu bringen, die Gewohnheit weiter zu verfolgen. Denn diese können wie Ketten sein.
Daher ist es auch so schwer, sich zu ändern.
Wenn einem Gewohnheiten stören, sollte man nicht gegen sie kämpfen, weil Druck Gegendruck aufbaut, sondern, da sie jeweils Mittelpunkte sind, ein neues Ziel mit gesunden Verhaltensweisen aufbauen.
Gewohnheiten sind blind, sie folgen einem festgelegten Ablauf. So lange, bis der Aufmerksamkeit oder noch stärker der Wahrnehmung auffällt, dass diese Gewohnheit nicht mehr stimmig ist; etwa die Gesundheit schädigt. Dazu werden diese Informationen dem Gehirn durch das Bewusstsein übermittelt.
Niemand hätte die Zeit, jede seiner Gewohnheiten sofort zu hinterfragen. Sie sind, wie gesagt, wichtig und unerlässlich für den Menschen, weil sie flüssig ablaufen und Zeit sparen, aus ökonomischer Sicht viel Sinn machen.
Trotzdem sollte man hier oder da seine Gewohnheiten hinterfragen, weil diese die gesunde Flexibilität des Gehirns einschränken können.
Wenn Gewohnheiten mal nicht ausgeführt werden, dann bekommt man, wie schon angeführt, ein schlechtes Gefühl – das vom Gehirn verursacht wird. Der Grund ist, dass sie bisher ganz gut funktionierten. Daraus schließt das Gehirn, das sie beibehalten werden sollen. Es berücksichtigt zunächst nicht die veränderten Umstände, die müsste es erst lernen – insbesondere durch Informationen des Wahrnehmens.
Nebenbei: Kontrolle üben immer die Mittelpunkte, die die Informationen vom Bewusstsein aufnehmen (können), aus – genauso, wie sie alle Entscheidungen treffen.
Nun gibt es ja nützliche und nutzlose, also ungesunde Gewohnheiten. Etwa, wenn das Alkoholtrinken zur Gewohnheit geworden ist: Wenn man einmal nicht trinkt, dann signalisiert das Gehirn durch Gefühle, dass etwas nicht in Ordnung ist, welches man korrigieren sollte. Mit anderen Worten, man soll wieder trinken.
Man sagt: ein Unglück kommt selten allein. Das kommt daher, weil etliche gewohnte Abläufe durch das Unglück aus dem Tritt gekommen sind und daher nicht mehr automatisch funktionieren;
entsprechend können sich die Fehler häufen, die man macht.
Denn der weitaus überwiegende Anteil der Aktivitäten im Menschen erfolgt aufgrund von Gewohnheiten, automatischen Abläufen. Wenn sie aus irgendeinem Grund gestört werden, kann die
Gewohnheitsautomatik insgesamt stocken.
Phantomschmerzen entstehen zum Beispiel aus der Gewohnheit: wenn etwa ein Bein amputiert wurde, wird es oft noch vom Gehirn – hier die kortikale Plastizität – so gesehen, als wäre das Bein noch vorhanden.
Ein interessanter Aspekt der Gewohnheiten sind die Generations-Konflikte: Ein Grund, warum Generationen miteinander uneins sein können, ist, dass sich in der älteren Generation feste Gewohnheiten etabliert haben und durch deren Ziele die Ansichten starr geworden sind. Dies ist in der Regel in der jüngeren Generation noch nicht der Fall. Dadurch haben die Menschen jeweils eine andere Sicht auf die Welt.